Statistik zeigt: Wie die ersten 5 Tage, so das Börsenjahr

Von Jürgen Lutz – IFRAS

An der Börse gibt es sehr nützliche Daumenregeln, die nachweislich gut funktionieren. Eine lautet: Wie die erste Woche verläuft, so entwickelt sich wahrscheinlich das ganze Jahr. Unter diesem Aspekt sähe es für 2021 recht gut aus.

The same procedure …

Man kennt es zur Genüge: Spätestens im Dezember geben die Experten von Banken und andere Auguren ihre Meinung übers kommende Börsenjahr ab. Meist pendeln die Erwartungen um einen Zuwachs von fünf bis acht Prozent. Kein Wunder: Sechs bis sieben Prozent ist das, was die Aktienmärkte seit Jahrzehnten im Durchschnitt hergegeben. Da kann man nicht viel falsch machen. Wehe aber dem, der eine Kursexplosion oder sogar einen Einbruch von 20 Prozent und mehr erwartet. Wer damit falsch liegt, bekommt leicht einen Knick in die Karriere!

Die meisten Prognosen sind Marketing

Vielleicht wäre es sinnvoller, die seriöse Finanzpresse würde die ewig gleichen Marketing-Prognosen in Zukunft ignorieren. Schließlich steht bereits nach der ersten Handelswoche des Jahres ein weit besseres Prognose-Instrument zur Verfügung: der Fünf-Tage-Indikator (FTI). Entwickelt hat ihn vor fast 50 Jahren der US-Börsenforscher Yale Hirsch. Der FTI besagt: Wie die ersten fünf Handelstage verlaufen, so entwickelt sich sehr wahrscheinlich das gesamte Börsenjah. In diesem Jahr schaffte der weltweit tonangebende US-Aktienmarkt in der ersten Woche ein Plus von 1,8 Prozent.

Foto: Gerd Altmann@Pixabay

Verblüffende Erfolgsquote des Fünf-Tage-Indikators

Die Erfolgsquote des FTI ist verblüffend: Von 1950 bis 2020 gab es 45 Jahre mit einer ersten positiven Handelswoche. 37 Mal kam es danach zu einem durchschnittlichen Jahresgewinn von 13,8 Prozent. In den verbleibenden acht Fällen, in denen die Rechnung nicht aufging, waren die USA vier Mal in Kriege verwickelt. Das ergibt eine starke Erfolgsquote von gut 82 Prozent.

In den 25 Jahren, die mit einem negativen FTI begannen, gab es indes 14 Jahre mit einem positiven Abschluss. Das durchschnittliche Jahresplus betrug in diesen 25 Jahren aber nur 1,0 Prozent. Ein Investment hätte sich daher nur begrenzt gelohnt.

Grüner Januar steigert gute Aussichten weiter

Aktien-Optimisten haben für 2021 also Rückenwind von der Börsen-Statistik. Die Chancen steigen weiter, wenn es Ende Dezember zur sogenannten Santa-Claus-Rallye kommt. Dies war 2020 der Fall, als der S&P 500 in sieben Handelstagen genau ein Prozent zulegte.

Wird schließlich auch noch der gesamte Januar positiv – was dieses Jahr leider nicht so war –, steigen die Chancen auf ein gutes Aktienjahr noch weiter: Von den 31 Jahren mit dieser Konstellation endeten 28 Jahre bzw. 90 Prozent positiv. Der durchschnittliche Gewinn in diesen 31 Jahren betrug inklusive der beiden Verlustjahre 17,5 Prozent! Auch diesen Indikator hatte Hirsch bereits 1972 entwickelt.

Eine Garantie für kontinuierlich steigende Kurse bieten diese Indikatoren nicht. So kam es im Verlauf von 2011 trotz des positiven Dreifach-Signals zu einem Einbruch von bis zu 20 Prozent im S&P 500. Zum Glück beendete der Aktienindex jenes Jahr genau dort, wo er es begonnen hatte. Derart negative Entwicklungen sind bei einem positiven Dreifach-Signal aber die klare Ausnahme.

Nachwahljahre mit Demokraten haben es in sich

Interessant ist, dass Demokraten für die Börse besser sind als Republikaner. Dies gilt erst recht in Nachwahljahren, wenn ein Demokrat einen Republikaner aus dem Präsidentenamt vertreibt. In den bisher sechs Fällen seit 1913 legte der S&P 500 im Durchschnitt 15,8 Prozent zu. Gewannen indes die Republikaner das Amt von einem Demokraten, kam es zu einem Minus von durchschnittlich 0,4 Prozent – auch dies geschah bislang sechs Mal. Man darf also wirklich gespannt sein, wie der Aktienmarkt im ersten Biden-Jahr abschneidet.

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